Für die erste Folge von Entlang des Kanals war ich zu Gast im „DOCK - Labor für Zukunftsfragen“ und durfte von Frau Mag.ª Karoline Iber, Geschäftsführerin des Kinderbüros der Uni Wien, erfahren was dort so vor sich geht. Natürlich haben wir uns auch über die Zaha Hadid Häuser unterhalten, in denen das Dock untergebracht ist.

Ansicht der Zaha Hadid Gebäude vom anderen Ufer aus. Foto von Philip Koniarski Foto: © Philip Koniarski


Die Folge zum Hören:

Listen on Apple Podcasts

Listen on Spotify


Die Folge zum Nachlesen:

Das DOCK

Seit über 20 Jahren gibt es das Kinderbüro der Universität Wien, entstanden aus dem Projekt der Kinderuni Wien. Dem Kinderbüro geht es darum, neue Bildungsformate zu entwickeln und Kinder mit Wissen in Kontakt zu bringen. Wissenschaft soll auf eine neue Art und Weise zu den Kindern hin gebracht werden. Seit 3 Jahren bespielt das Kinderbüro das „DOCK - Labor für Zukunftsfragen“ am Wiener Donaukanal.

DOCK steht für:

  • Demokratiebildung
  • Oekonomie und Finanzbildung
  • Computer und Coding
  • Klima

Aber hinter dem Namen steckt noch mehr: Wie ein richtiges Dock befinden sich die Räumlichkeiten direkt am Wasser. Geht es in einem Dock darum Schiffe zu bauen, geht es hier darum Träume zu bauen und in die Zukunft zu schauen. Der Standort “dockt” auch an Vieles in direkter Nachbarschaft an. Zum Beispiel an die Universität, das ClimateLab im Wien Energie Haus, die Müllverbrennungsanlage, den Verkehr und das Leben in der Stadt, das Ausflugsschiff und, und, und. Hier wird also angedockt an das städtische Leben und auch an die Klimafragen, die dieses Leben mit sich bringt.

Dem DOCK ist es wichtig einen Raum zu schaffen, um mit Kindern und Jugendlichen kreativ arbeiten zu können. Auf 300 qm Fläche findet sich reichlich Platz um mit den re-used Möbeln, die allesamt verschiebbar sind, verschiedenste Settings aufzubauen in denen man gemeinsam nachdenken und arbeiten kann. Zusätzlich gibt es auch noch große Freiflächen zum Pritscheln oder Werken. Auch dabei sind eine Teeküche, natürlich Sanitäranlagen und genügend Platz, um Veranstaltungen für bis zu 60 Personen durchführen zu können - man kann das DOCK nämlich auch mieten.

Eines der Ziele ist der Aufbau eines Co-Creationspace Klimabildung. Kinder werden eingeladen mit den Leuten vom Dock gemeinsam darüber nachzudenken was wichtig ist. Ein Projekt, bei dem Kinder ihre Forderungen an uns Erwachsene entwickeln. Die Kinder lassen sich dabei oft merklich von dem Ort inspirieren. Das erste Thema, das bearbeitet werden wollte, war zum Beispiel „sauber unterwegs“ - man erlebt den Verkehr in der Gegend: Autoverkehr, U-Bahn, Fahrrad- und Spazierwege, den Schiffsverkehr.

Wie kann man teilnehmen? Es gibt Kooperationsklassen, die mit dem DOCK zusammenarbeiten. Die Kinder kommen mit der Schule dorthin. Nachmittags finden individuelle Angebote im freizeitpädagogischen Bereich statt. Lehrerinnen und Lehrer kommen auch oftmals zum Anschauen und dann in Folge mit ihren Klassen. Nebenbei gibt es immer wieder Projekte, die sich auch an Erwachsene richten.

Das komplette Programm für die verschiedenen Schulstufen und darüber hinaus findet man auf der Website des DOCK, auf der man sich auch für einen Newsletter anmelden kann:

https://www.dock.at


Die Zaha Hadid Bauten

Das DOCK ist in den Zaha Hadid Gebäuden (es sind tatsächlich drei freistehende Bauten) mit der Adresse Spittelauer Lände 10 untergebracht. Durch die Lage direkt am Donaukanal ist das markante Gebäude mit den großen Murals ein Blickfang, an dem täglich tausende Leute vorbeikommen - sei dies zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto bei einer der wichtigsten Stadtein- und -ausfahrten Richtung Norden.

Erbaut wurden die Häuser, die offiziell keinen Namen haben (aber unter dem momentanen Eigentümer „Urban Island“ genannt werden), von der irakisch-britischen Architektin Zaha Hadid (1950 - 2016), die vor allem für ihren fließenden, auf Bewegung basierenden Stil bekannt war. Auch wird ihr nachgesagt, dass sie eine Abneigung gegen das Primat des rechten Winkels hatte. Das kann man sowohl außerhalb als auch innerhalb des Gebäudes deutlich sehen. (Erwähnenswert: der deutsche Wikipedia Eintrag zu Zaha Hadid1 schließt mit dem Satz „Ihr Grab bedeckt eine rechtwinklige Steinplatte.“)

Zaha Hadid hat in Österreich mehrere Spuren hinterlassen. In Innsbruck stehen zum Beispiel die von ihr entworfenen Stationen der Hungerburgbahn und die Bergiselsprungschanze, für die sie den Österreichischen Staatspreis für Architektur erhielt. Vor allem in Wien hatte Frau Hadid länger zu tun: Von 2000 - 2015 hatte sie eine Professur am Institut für Architektur der Universität für Angewandte Kunst in Wien inne (Klasse Zaha Hadid), sie ist verantwortlich für die Bibliothek der „neuen“ Wirtschaftsuniversität beim Prater und seit 2018 ist ein Platz in der Seestadt Aspern2 nach ihr benannt.

Ihr Bau am Donaukanal war ihr erstes Projekt, das in Österreich verwirklicht wurde und eine der wenigen Wohnhausanlagen, die sie in ihrem Arbeitsleben geschaffen hat. Es handelt sich dabei um eine dreiteilige Anlage mit der Idee, den Donaukanalraum dort attraktiver zu machen. Nähe zur Universität war schon damals gegeben, es sollten Lokale und Wohnraum folgen. Von der Planung bis zur Umsetzung vergingen 10 Jahre. Heuer (2025) feiert das Haus sein 20 jähriges Bestehen.

Zur zeitlichen Einordnung:

Bei der Planung des Hauses gab es die Summer Stage noch nicht (kam erst 1996).

Bei der Fertigstellung des Hauses gab es weder das Badeschiff noch den Twin City Liner (beide seit 2006), das Adria Wien (seit 2005), die U2 Strecke Schottenring bis Stadion (seit 2008) oder die Park and Ride Anlage Spittelau (seit 2009).

Besonders hervorzuheben ist die Idee, dass sich das Neue mit dem Alten - nämlich Otto Wagners Stadtbahnbögen - verbindet ohne sich tatsächlich baulich zu berühren! Ursprünglich waren von Frau Hadid fünf Baukörper angedacht. Dies war aber bei weitem nicht das Einzige, das an ihrem Entwurf geändert wurde. Die Veränderungen an den Ursprungsplänen veranlassten sie auch dazu, sich nach dem Bau von dem Projekt zu distanzieren. Zwei Jahre vor Baustart machte sie ihrem Unmut schon in einem Interview Luft: „Ich mag diese Stützen überhaupt nicht. Und ich wünsche mir, dass sie auch nicht ausgeführt werden. Sie allein sind Grund genug, das Projekt noch einmal zu überdenken.“3 Trotz Distanzierung findet man das Projekt aber online im Archiv von Zaha Hadid Architects4.

Ein Jahr nach dem Bau ging die involvierte Wohnbaugesellschaft SEG in Konkurs5, die letzten Mietverträge liefen am 31. 10. 2007 aus. Geschäftslokale und Gastronomie blieben aus. Nachdem es 2008 (und in den folgenden Jahren immer wieder) Überlegungen gab, die Notschlafstelle „Vinzibett“ dorthin zu übersiedeln6, dies aber nichts umgesetzt wurde, begann die Vergabe von Kurzzeitmietverträgen an ausländische Studenten.

Von 2015 bis 2020 war das Haus dann komplett verwaist7. Durch das Engagement eines neuen Eigentümers bekam das Haus seinen heutigen Anstrich (die bereits beschriebene Murals), eine Belebung der im Erdgeschoss geplanten Geschäftsflächen und Miet-Appartements.

Auf den 3200 qm wurden ursprünglich 29 Wohnungen errichtet. Manche davon wurden geteilt. Heute gibt es 34 Wohnungen.

Weitere Links von Interesse:


Die Murals

Die Künstler bei der Arbeit Foto: Martin Knoflach

Für die großflächige Bemalung der Fassade zeichnet sich das Duo Twooo verantwortlich, das ich zufällig vor Ort angetroffen habe, als dem Kunstwerk eine Ergänzung zugefügt wurde. Ursprünglich entstanden sind die Murals im Jahr 2020. Weitere Werke der Künstler findet man quer durch Österreich, zusammengefasst aber auf ihrer Website https://www.twooo.at/


Fotos

Fotos von Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski

© Philip Koniarski